Die Kundalini Meditation ist mehr als nur in einem dunklen Raum zu sitzen und sich auf eine Kerze zu konzentrieren.
Sie ist eine Reise der Entschleierung und Selbstkenntnis. Das bedeutet, dass sie den Geist reinigt, um unsere wahre Identität zu enthüllen.
In der Kundalini Meditation findet man heraus, wer man wirklich ist und befreit sich von falschen Vorstellungen, die man von sich selbst hat. Dadurch entsteht eine klare Sicht auf das eigene Dasein und ein besseres Verständnis der menschlichen Natur.
„Meditation ist die Reinigung des Geistes, damit der Geist dir sagen kann, wer du wirklich bist“.
Yogi Bhajan
Was ist Kundalini Meditation?
Die Kundalini Meditation ist eine spezielle Form der Meditation, die die Energiezentren und -kanäle im Körper öffnet und die Kundalini Energie durch sie hindurchleitet.
Die Kundalini Energie ist die göttliche Lebenskraft, die durch unseren Körper aufsteigt und spirituelles Erwachen ermöglicht. Sie wird als schlafende oder ruhende Energie am unteren Ende der Wirbelsäule beschrieben, die durch spezifische Methoden und Übungen geweckt werden kann.
Wenn diese Energie aufsteigt, kann sie zu tiefgreifenden physischen, emotionalen und spirituellen Veränderungen führen. Dieser Prozess wird oft als Kundalini Erwachen bezeichnet.

Durch verschiedene Techniken wird die im Körper schlummernde Energie aktiviert und entlang der Chakren (Energiezentren) bis zum Austrittspunkt im siebten (Kronen-) Chakra, dem Kopf, geführt.
Zu diesen Techniken gehören unter anderem:
Tiefe Atmung
Mudras (Handpositionen)
Mantras (Heilige Silben und Wortfolgen)
Asanas (Körperliche Bewegungen)
Für weitere Informationen über die einzelnen Phasen der Kundalini-Erweckung kannst du unseren Artikel über die Stufen des Kundalini-Prozesses lesen.
Die Ursprünge der Kundalini Meditationstechnik
Kundalini Meditation hat ihre Wurzeln in der alten indischen Yogatradition. Der Begriff „Kundalini“ stammt aus dem Sanskrit und kann als „zusammengerollte Schlange“ übersetzt werden, was auf die Vorstellung einer schlafenden Schlangenenergie am unteren Ende der Wirbelsäule anspielt.

Diese Meditationstechnik wurde in den 60er Jahren durch Yogi Bhajan nach Nordamerika gebracht, wo er die 3HO Foundation gründete. In den 70er Jahren gründete Bhagwan Shree Rajneesh, auch Osho genannt, im indischen Pune eine spirituelle Gemeinschaft, in der er unter anderem Kundalini Yoga und Meditation lehrte. Osho sah darin eine der wirksamsten Methoden zur Bewusstseinsentwicklung und spirituellen Entfaltung.
Obwohl die Kundalini Meditationstechnik ursprünglich ein Teil esoterischer Praktiken und Traditionen war, hat sie in den letzten Jahrzehnten weltweit an Popularität gewonnen. Sie ist ein wichtiger Teil des Kundalini Yogas und wird von Menschen auf der ganzen Welt praktiziert, die nach spirituellem Erwachen und persönlicher Transformation suchen.
Die Wirkung der Kundalini Meditation
Diese Meditationstechnik hat eine starke Wirkung auf Körper, Geist und Psyche. Mit ihrer Hilfe ist es möglich, immer tiefer in die inneren Ebenen des Bewusstseins vorzudringen und das volle Potenzial der menschlichen Erfahrung zu erforschen.
Durch das Erwecken der Kundalini-Energie erhält man Einblicke in sich selbst und das Universum, die über das normale Alltagsbewusstsein hinausgehen.
Die Praxis dieser spirituellen Technik kann viele positive Veränderungen auf allen Ebenen des Seins bewirken. Dazu gehören unter anderem folgende Wirkungen:
Verbessert Konzentration und Gedankenkontrolle
Durchbricht automatisierte Alltagsabläufe
Bringt Körper, Geist und Psyche ins Gleichgewicht
Stärkt die kreative Energie
Verbesserte Gehirnfunktionen und emotionale Ausgeglichenheit
Abbau von Ängsten
Stressbewältigung und innerer Frieden
Steigerung der kognitiven Leistungsfähigkeit
Besserer Schlafrhythmus und Linderung von Schlafstörungen
Verbesserung der Atmungsmechanik und der Lungenkapazität
Die Forschung zur Kundalini Meditationspraxis zeigt nachweislich positive Auswirkungen auf das Selbstwertgefühl, die Stimmung und die emotionale Gesundheit. Sie gilt als hilfreich bei Stress, Angstzuständen und sogar Schlafstörungen.
In der Schulmedizin wird sie als ergänzende Therapie bei verschiedenen Gesundheitsproblemen eingesetzt. Einige wissenschaftliche Studien belegen die Wirksamkeit dieser Meditationsform bei der Behandlung von Schlafstörungen, Kopfschmerzen und Bluthochdruck. (1, 2, 3)
Meditieren mit Mantra, Mudra und Tanz
Die Kundalini Meditation beginnt normalerweise mit dem Fokus auf das unterste Chakra, das Wurzelchakra, das sich am unteren Ende der Wirbelsäule befindet.
Der Meditierende konzentriert sich auf dieses Chakra und visualisiert, wie die Kundalini-Energie als schlafende Schlange erweckt und nach oben durch die anderen Chakren geführt wird.
Die Meditation kann durch das Singen oder Wiederholen von Mantras ergänzt werden, die dazu dienen, die Aufmerksamkeit zu fokussieren und die Frequenz im Körper zu erhöhen.
Atemtechniken
Die Atmung spielt eine entscheidende Rolle während des Meditationsprozesses. Ein Schlüsselelement ist Pranayama, das übersetzt „Energie lenken“ bedeutet. Es beinhaltet die bewusste Wahrnehmung und Lenkung der Lebensenergie Prana durch den Atem.
Durch verschiedene Atemtechniken lässt sich gezielt auf das Nervensystem einwirken. Eine verlangsamte Atemfrequenz ermöglicht z.B., vom sympathischen in den parasympathischen Modus zu wechseln, was zu einer gesteigerten Körperwahrnehmung und geistigen Klarheit führt.

Eine gängige Technik ist die Feueratmung, bei der der Atem schnell und rhythmisch durch die Nase ein- und ausgeatmet wird. Diese kraftvolle Atemtechnik hilft, das Bewusstsein zu erhöhen und die Kundalini-Energie zu aktivieren.
Eine andere Atemtechnik ist die Wechselatmung. Dabei atmet man abwechselnd durch das linke und das rechte Nasenloch ein und aus, was dazu beiträgt, das Nervensystem zu beruhigen und einen tiefen meditativen Zustand zu erreichen.
Mudras und Mantras
Während der Meditationspraxis ist es üblich, eine sitzende Position einzunehmen, wobei die Wirbelsäule aufrecht gehalten wird, um einen freien Energiefluss entlang der Chakren zu ermöglichen.
Durch die Integration von Mudras wird die Kundalini Meditation weiter intensiviert und erhält zusätzliche Dimensionen. Mudras sind Handhaltungen, die nicht nur symbolische Bedeutung haben, sondern auch dazu dienen, Energiekreisläufe zu schließen und bestimmte Bereiche des Gehirns zu stimulieren.
Ein einfaches Pranam Mudra, bei dem die Hände auf dem Brustbein zusammengelegt werden, schafft beispielsweise ein harmonisches Gleichgewicht zwischen den beiden Gehirnhälften und öffnet einen neutralen Raum in unserem Inneren.

Die Verwendung von Mantras während der Kundalini Meditation erhöht ebenfalls die Tiefe und Wirkung dieser Praxis.
Mantras sind rhythmisch wiederholte Silben, die mit einer klaren Absicht gesprochen oder innerlich wiederholt werden. Sie dienen nicht nur als akustische Unterstützung, sondern auch als kraftvolle Werkzeuge, um die Meditation zu vertiefen.
Kundalini Mantras wirken wohltuend auf Körper, Geist und Psyche. Ihre transformierende Wirkung entsteht durch Schwingungen, die von Herz und Seele ausgehen und so eine ganzheitliche Selbsterfahrung fördern.
Tanz und Bewegung
Tanz und Bewegung sind Elemente, die in die Praxis der Kundalini eingebaut werden, um die energetische Erfahrung zu vertiefen und eine ganzheitliche Harmonie von Körper, Geist und Psyche zu erreichen. Die rhythmischen Bewegungen oder Tänze dienen dazu, die in uns ruhende Energie zum Fließen zu bringen und dadurch vorhandene Blockaden zu lösen.

Der Tanz ermöglicht eine kreative und körperliche Ausdrucksform, die die Energiezentren des Körpers aktiviert und stimuliert. Durch die Bewegung fließt die Kundalini Energie freier durch den Körper, was eine intensivere und tiefere Meditationserfahrung möglich macht. Der Tanz beschränkt sich jedoch nicht auf aktive äußeren Formen, sondern ist Ausdruck innerer Dynamik und innerer Prozesse.
Tanzen und Meditieren zu kombinieren erlaubt uns nicht nur, uns körperlich zu entspannen, sondern auch, emotionale und spirituelle Aspekte auszudrücken. Es öffnet einen Raum für kreative Selbstentfaltung und unterstützt den Prozess der Selbstfindung.
Die rhythmischen Bewegungen können als eine Art aktive Meditation betrachtet werden, bei der der Körper als Instrument dient, um die Energie zu harmonisieren und eine höhere Bewusstseinsebene zu erreichen.
Kundalini Yoga und Meditation
Ein wichtiger Bestandteil der Kundalini Meditationspraxis ist die Integration von körperlichen Übungen und Sequenzen des Kundalini Yoga. Diese Übungen dienen dazu, den Körper zu stärken, die Beweglichkeit zu verbessern und die Energien im Körper auszugleichen.
Einige der am häufigsten praktizierten Übungen sind:
Sonnengruß
Diese fließende Abfolge von Yoga Haltungen dehnt und kräftigt den Körper und fördert den Energiefluss.
Bhujangasana (Kobra-Position)
Diese Rückbeuge öffnet das Herzchakra und kräftigt die Bauchmuskulatur.
Paschimottanasana (Vorwärtsbeuge)
Diese Pose dehnt den gesamten Rücken und beruhigt den Geist.
Sarvangasana (Schulterstand)
Diese Umkehrhaltung fördert die Durchblutung des Kopfes und regt den Energiefluss an.
Kundalini Meditation nach Osho
Die Osho Kundalini Meditation ist eine Tanzmeditation, bei der die transformierende Kraft der Musik den ganzen Körper in lebendige Bewegung versetzt. Diese von Osho entwickelte dynamische Meditation ist ein spiritueller Weg zur inneren Freiheit und zur Freisetzung der Lebensenergie. Sie dauert eine Stunde und wird in 4 Phasen durchgeführt.
Die 4 Phasen der Osho Schüttelmeditation
Erste Phase: Schütteln
Die Osho Kundalini Meditation beginnt mit einer Phase von 15 Minuten des intensiven Schüttelns. Dieser natürliche Tanz der Energien ermöglicht es, Blockaden im Energiefluss zu lösen und verhärtete Strukturen aufzubrechen. Osho weist darauf hin, dass das Schütteln von selbst geschehen muss und nicht erzwungen werden darf, um eine optimale Wirkung zu erzielen.
Zweite Phase: Freies Tanzen
In der anschließenden 15-minütigen Tanzphase geht es darum, den eigenen Körper ausdrücken zu lassen. Durch freies Tanzen wird die gelöste Energie weiter in Bewegung gehalten, wodurch Freude und Glück entstehen können.
Dritte Phase: Stille
Nach dem Tanz folgt eine 15-minütige Phase der Stille. Hier soll man die Augen schließen und bewusster Zeuge des inneren und äußeren Erlebens werden. Diese Phase dient der tiefen Integration der erlebten Energien.
Vierte Phase: Entspanntes Liegen
Die Meditation endet mit einer 15-minütigen Phase des entspannten Liegens. Die Energie, die in den vorangegangenen Phasen mobilisiert wurde, kann nun in die Stille fließen, während der Körper ruht.
Kundalini Meditation Anleitung
Schritt 1: Vorbereitung
Setze dich in eine bequeme, aufrechte Position auf den Boden oder auf einen Stuhl. Achte darauf, dass deine Wirbelsäule gerade ist und deine Hände entspannt im Schoß liegen. Konzentriere dich auf deine Atmung. Atme tief und ruhig durch die Nase ein und aus. Fokussiere auf die Bauchatmung, um eine tiefe Verbindung zur Energiequelle herzustellen.
Schritt 2: Wurzelchakra aktivieren
Visualisiere ein helles rotes Licht am unteren Ende deiner Wirbelsäule – dem Wurzelchakra. Stelle dir vor, wie sich diese Energie öffnet und dich mit der stabilen Erdenergie verbindet.
Schritt 3: Aktiviere das Sakralchakra
Richte deine Aufmerksamkeit auf den Bereich des Sakralchakras, etwa zwei Fingerbreiten unterhalb des Bauchnabels. Visualisiere ein warmes, oranges Licht, das die kreative und emotionale Energie in diesem Bereich aktiviert.
Schritt 4: Stimuliere das Solarplexuschakra
Konzentriere dich auf den Solarplexus zwischen Bauchnabel und Brustbein. Visualisiere ein strahlendes gelbes Licht, das die persönliche Kraft und das Selbstvertrauen stärkt.
Schritt 5: Herz Chakra öffnen
Lenke deine Aufmerksamkeit auf das Herz Chakra in der Mitte deiner Brust. Stelle dir vor, wie sich ein liebevolles grünes Licht öffnet, das Mitgefühl und bedingungslose Liebe fördert.
Schritt 6: Halschakra aktivieren
Konzentriere dich auf den Kehlkopf und visualisiere ein helles blau-violettes Licht. Aktiviere die Kommunikationsenergie und die Ausdrucksfähigkeit in diesem Bereich.
Schritt 7: Drittes Auge öffnen
Richte deine Aufmerksamkeit auf das Dritte Auge zwischen deinen Augenbrauen. Visualisiere ein tiefes indigoblaues Licht, das die Intuition und das spirituelle Bewusstsein stärkt.
Schritt 8: Kronenchakra aktivieren
Lasse deine Aufmerksamkeit zum Scheitel wandern. Stelle dir vor, wie ein strahlendes violettes oder weißes Licht dein Kronenchakra öffnet und dich mit dem Universellen verbindet.
Schritt 9: Energieausgleich
Bleibe in diesem bewussten Zustand und lasse die Energie frei durch die Chakren fließen. Achte darauf, dass alle Energiezentren im Gleichgewicht sind, bevor du die Meditation beendest.
Schritt 10: Langsam zurückkehren
Kehre langsam zu deiner normalen Atmung zurück. Bewege sanft deine Hände und Füße. Öffne die Augen und nimm die Umgebung bewusst wahr.
Wer sollte Kundalini Meditation vermeiden?
Obwohl die Kundalini Meditationspraxis für viele Menschen unbedenklich ist, gibt es bestimmte Personengruppen, für die sie nicht geeignet ist.
Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen, insbesondere mit einer Vorgeschichte von Psychosen oder Schizophrenie, sollten diese Praxis möglicherweise meiden. Da diese Meditationstechnik intensive emotionale und spirituelle Erfahrungen auslösen kann, kann sie bei diesen Personen möglicherweise bereits bestehende Zustände verschlimmern.
Auch Menschen mit bestimmten körperlichen Gesundheitsproblemen, wie Bluthochdruck oder Herzkrankheiten, sollten Vorsicht walten lassen oder einen Arzt konsultieren, bevor sie mit dieser Technik beginnen. Die intensiven Atemübungen können bei dieser Personengruppe zu körperlichen Komplikationen führen. Informiere dich über mögliche Risiken von Kundalini im Artikel „Warum Kundalini Yoga gefährlich sein kann“.
Was tun, wenn man während der Meditation ungewöhnliche Erfahrungen macht?
Wenn du während der Meditation ungewöhnliche Erfahrungen machst, sei ruhig und beobachte den Prozess ohne Angst oder Widerstand. Wenn die Erfahrungen intensiv oder beunruhigend werden, solltest du die Meditation abbrechen und einen erfahrenen Lehrer oder Therapeuten aufsuchen. Weitere Informationen über die mögliche Symptome während des Kundalini-Erwachens findest du in unserem Artikel über den Kundalini Reinigungsprozess.
Referenzen
1. García-Sesnich JN, Flores MG, Ríos MH, Aravena JG. Longitudinal and Immediate Effect of Kundalini Yoga on Salivary Levels of Cortisol and Activity of Alpha-Amylase and Its Effect on Perceived Stress. Int J Yoga. 2017 May-Aug;10(2):73-80. doi: 10.4103/ijoy.IJOY_45_16. PMID: 28546677; PMCID: PMC5433116.
2. Gabriel MG, Curtiss J, Hofmann SG, Khalsa SBS. Kundalini Yoga for Generalized Anxiety Disorder: An Exploration of Treatment Efficacy and Possible Mechanisms. Int J Yoga Therap. 2018 Nov;28(1):97-105. doi: 10.17761/2018-00003. Epub 2018 Apr 26. PMID: 29698081.
3. Shannahoff-Khalsa DS. Patient perspectives: Kundalini yoga meditation techniques for psycho-oncology and as potential therapies for cancer. Integr Cancer Ther. 2005 Mar;4(1):87-100. doi: 10.1177/1534735404273841. PMID: 15695478.
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5. Maheshwarananda, Paramhans Swami. The Hidden Power in Humans: Chakras and Kundalini. Ibera Verlag, 2004.
6. Sivanda Sarasvati. Kundalini Yoga. Goldmann Wilhelm, 1994.