Kognitive Verzerrungen einfach erklärt
Kognitive Verzerrung ist ein Oberbegriff aus der kognitiven Psychologie für systematische Fehler beim Wahrnehmen, Erinnern, Denken und Urteilen, die menschliche Entscheidungen beeinflussen.
Es handelt sich dabei um Verzerrungen oder Verfälschungen in unseren Denkprozessen und Wahrnehmungen.
Diese Verfälschungen bleiben meist unbewusst und beruhen auf kognitiven Problemlösungsstrategien, den sogenannten kognitiven Heuristiken.
Kognitive Verzerrungen oder Denkfehler beeinflussen unseren Blick auf die Welt und können auch bei gesunden Menschen beobachtet werden.
Was sind kognitive Verzerrungen bzw. cognitive biases?
Der Begriff „kognitiv“ bezieht sich auf mentale Prozesse und Denken, während „Verzerrungen“ darauf hinweist, dass unsere Denkmuster und Wahrnehmungen von der objektiven Realität abweichen können.
„Kognitive Verzerrungen“ ist eine Übersetzung des englischen Begriffs „cognitive biases“. Obwohl es nicht immer einfach ist, „cognitive bias“ exakt in den deutschen Sprachgebrauch zu übersetzen, hat sich der Begriff „kognitive Verzerrungen“ in der deutschen Psychologie etabliert, da er den Kern des Konzepts gut wiedergibt.
Kognitive Verzerrungen werden auch oft als Denkfehler, kognitive Voreingenommenheit oder kognitive Verfälschung bezeichnet. Diese Begriffe betonen, dass unsere Denkprozesse durch unbewusste Vorlieben oder Tendenzen beeinflusst werden können, die zu verzerrtem Denken führen.
Definition von kognitiven Verzerrungen in der kognitiven Psychologie (nach A. T. Beck)
Kognitive Verzerrungen werden von Aaron T. Beck als Denkmuster oder Denkfehler beschrieben, die aufgrund verzerrter kognitiver Prozesse entstehen. Sie führen dazu, dass wir Informationen selektiv wahrnehmen, interpretieren und bewerten und beeinflussen dadurch unser Denken, Fühlen und Verhalten. Diese Verzerrungen beruhen auf fehlerhaften Annahmen, Verarbeitungsprozessen in unserem Gehirn oder auf früheren Erfahrungen.
Aaron T. Beck und die kognitive Verhaltenstherapie
Aaron Temkin Beck ist ein amerikanischer Psychiater und Psychotherapeut, der als Begründer der kognitiven Verhaltenstherapie (CBT) gilt. Die von Beck entwickelte kognitive Verhaltenstherapie ist eine effektive Form der Psychotherapie, die das Denken der Patienten verändern soll, um ihre psychischen Probleme zu lösen oder zu lindern.
Die Grundidee dieser Therapieform ist, dass unsere Gedanken unsere Gefühle und unser Verhalten beeinflussen können. Der Schwerpunkt liegt darauf, negative Denkmuster zu erkennen und durch realistischere und positivere Gedanken zu ersetzen. Durch das Hinterfragen und Überprüfen unserer Gedanken können wir uns bewusst werden, welche irrationalen Denkmuster wir haben und wie sie unser Denken beeinflussen. So können wir realistischere und gesündere Denkmuster entwickeln. Diese Veränderung des Denkens bewirkt eine Verbesserung des emotionalen Wohlbefindens.
Wie entstehen kognitive Verzerrungen bzw. cognitive biases?
Kognitive Verzerrungen können aufgrund verschiedener Faktoren auftreten, wie frühere Erfahrungen, kulturelle Einflüsse und individuelle Überzeugungen. Sie sind automatische Denkmuster, die in unserem Gehirn verankert sind und unser Denken unbewusst beeinflussen.

Diese Verzerrungen können sich auf unterschiedliche Weise manifestieren. Sie können z.B. dazu führen, dass wir Informationen selektiv wahrnehmen oder interpretieren, indem wir bestimmte Aspekte überbewerten oder ignorieren. Sie können auch unser Urteilsvermögen beeinträchtigen, indem sie uns dazu verleiten, voreilige Schlüsse zu ziehen oder auf Stereotype und Vorurteile zurückzugreifen.
Kognitive Verzerrungen bzw. cognitive biases können auf verschiedenen Ebenen entstehen: biologisch, psychisch und sozial.
Biologische Ebene
Biologische Faktoren wie unsere Wahrnehmungsfähigkeit und Gehirnaktivität können dazu beitragen, dass wir bestimmte Informationen bevorzugt wahrnehmen oder verarbeiten.
Auf der biologischen Ebene sind kognitive Verzerrungen zum Teil auf die Funktionsweise unseres Gehirns zurückzuführen. Das menschliche Gehirn verarbeitet Informationen nicht immer objektiv und rational. Es gibt bestimmte neuronale Netzwerke und Strukturen, die unsere Wahrnehmung und Entscheidungsfindung beeinflussen können. Wir sind zum Beispiel aufgrund unserer evolutionären Entwicklung für bestimmte Arten von Informationen empfänglich, die unsere Überlebensfähigkeit verbessern. Diese biologischen Aspekte können zu kognitiven Verzerrungen führen, da sie unsere Denkmuster und unsere Wahrnehmung beeinflussen.
Psychische Ebene
Auf der psychischen Ebene spielen verschiedene Faktoren eine Rolle bei der Entstehung kognitiver Verzerrungen. Psychische Faktoren wie Emotionen, Erinnerungen und Überzeugungen können Ursache für Verzerrungen sein. So kann beispielsweise eine negative Erfahrung in der Vergangenheit dazu führen, dass wir ähnliche Situationen negativer bewerten als neutralere Personen.
Unsere Denk- und Erkenntnisprozesse sind nicht immer rational und objektiv. Sie werden vielmehr von subjektiven Erfahrungen, Emotionen und persönlichen Überzeugungen geprägt. Beispielsweise können Vorurteile und Stereotypen, die wir im Laufe unseres Lebens erworben haben, unsere Wahrnehmung und Beurteilung beeinflussen. Zudem greifen wir häufig auf mentale Abkürzungen, sogenannte Heuristiken, zurück, um komplexe Informationen schnell zu verarbeiten. Diese Heuristiken führen jedoch zu systematischen Denkfehlern und damit zu kognitiven Verzerrungen.
Soziale Ebene
Auch soziale Faktoren wie Gruppendruck oder Stereotypen können unser Denken beeinflussen.
Auf der sozialen Ebene werden kognitive Verzerrungen durch die Interaktion mit anderen Menschen und unser soziales Umfeld beeinflusst.

Gruppendynamik, soziale Normen und kulturelle Einflüsse prägen unser Denken und unsere Wahrnehmung. So sind wir z. B. anfällig für den sogenannten„Confirmation Bias“ (auch Bestätigungsfehler), bei dem wir unsere Meinungen und Handlungen an die der Gruppe anpassen, um soziale Akzeptanz zu erlangen. Autoritätseinflüsse und soziale Vergleiche können ebenfalls zu kognitiven Verzerrungen führen, da sie unsere Entscheidungsprozesse beeinflussen können.
Ein weiterer wichtiger Einflussfaktor für die Entstehung kognitiver Voreingenommenheit ist unsere begrenzte Informationsverarbeitungskapazität. Unser Gehirn muss täglich eine immense Menge an Informationen verarbeiten und priorisieren. Dabei kann es vorkommen, dass wir uns auf bestimmte Aspekte konzentrieren und andere vernachlässigen, was zu einer verzerrten Wahrnehmung führen kann.
Dabei spielt auch der Kontext eine Rolle. So können wir bestimmte Informationen unterschiedlich interpretieren, je nachdem, in welchem Kontext sie uns präsentiert werden. Ein Beispiel hierfür ist der sogenannte Framing-Bias: Wird uns eine Option als Verlust oder Gewinn präsentiert, kann dies unsere Entscheidung beeinflussen – auch wenn es sich objektiv um die gleiche Option handelt.
Welche Auswirkungen haben kognitive Verzerrungen?
Kognitive Verzerrungen haben weitreichende Auswirkungen auf unser Denken, Fühlen und Handeln. Sie können sich auf verschiedene Lebensbereiche erstrecken und im Alltag negative Folgen haben. Im schlimmsten Fall können sie dazu führen, dass wir falsche Entscheidungen treffen oder uns in ungesunde Verhaltensweisen verrennen. Hier sind einige der Folgen kognitiver Verzerrungen:
Verzerrtes Denken
Denkfehler beeinflussen die Art und Weise, wie wir Informationen wahrnehmen, interpretieren und bewerten. Sie können dazu führen, dass wir uns auf falsche oder unvollständige Informationen stützen und falsche Schlussfolgerungen ziehen.
Negative Gefühle
Bestimmte kognitive Verzerrungen wie Katastrophendenken oder übertriebenes Verantwortungsgefühl können Gefühle von Angst, Wut oder Schuld auslösen. Diese negativen Emotionen beeinträchtigen unser Wohlbefinden und halten uns in ungesunden Denk- und Verhaltensmustern gefangen.
Schwierigkeiten beim Problemlösen
Kognitive Verzerrungen können auch zu Schwierigkeiten beim Lösen von Problemen oder beim Treffen von Entscheidungen führen. Wenn jemand zum Beispiel immer nur das Schlechte sieht und sich auf mögliche negative Konsequenzen konzentriert, fällt es ihm schwer, positive Lösungsansätze zu finden oder Veränderungen anzustoßen. Auch bei der Entscheidungsfindung kann eine verzerrte Wahrnehmung hinderlich sein. Wenn man zum Beispiel immer nur das schlimmste Szenario vor Augen hat, fällt es schwer, eine Entscheidung zu treffen. Man ist unsicher und zögert, was sich wiederum negativ auf das eigene Leben auswirken kann.
Einschränkung des eigenen Handlungsspielraums
Kognitive Verzerrungen können auch dazu führen, dass man sich selbst einschränkt und nicht mehr den Mut hat, Neues auszuprobieren oder Risiken einzugehen. Wir konzentrieren uns auf eine bestimmte Weise auf eine Situation und sehen keine alternativen Lösungen oder Perspektiven. Dadurch können wir uns selbst einschränken und Chancen verpassen. Auch im Berufsleben kann eine verzerrte Wahrnehmung dazu führen, dass man sich selbst einschränkt. Man traut sich zum Beispiel nicht mehr, neue Projekte anzustoßen oder nach einer Gehaltserhöhung zu fragen.
Konflikte und Missverständnisse
In zwischenmenschlichen Beziehungen können verzerrte Wahrnehmungen zu Missverständnissen und Konflikten führen. Übergeneralisierungen oder Etikettierungen können beispielsweise zu Vorurteilen und Stereotypen führen, die die Verständigung zwischen Menschen erschweren.
Kognitive Verzerrungen erkennen und überwinden
Wenn es darum geht, kognitive Verzerrungen zu erkennen und zu überwinden, spielt Achtsamkeit eine wichtige Rolle. Achtsamkeit bedeutet, bewusst wahrzunehmen, was in unserem Geist vorgeht und wie wir auf verschiedene Situationen reagieren.
Eine Möglichkeit, Achtsamkeit zu üben, ist das regelmäßige Praktizieren von Meditation oder Yoga. Dadurch können wir unseren Geist beruhigen und eine bessere Verbindung zu unseren Gedanken herstellen. Auch das Führen eines Tagebuchs oder das Einräumen von Zeit für Selbstreflexion kann helfen. Indem wir uns bewusst machen, welche Denkmuster wir haben und in welcher Weise sie unser Denken beeinflussen, können wir lernen, bewusster und objektiver auf bestimmte Situationen zu reagieren.
Techniken zur Erkennung und Überwindung von kognitiven Verzerrungen
Es gibt verschiedene Arten von kognitiven Verzerrungen, die unser Denken beeinflussen können – vom Bestätigungsfehler bis zum Halo-Effekt. Die gute Nachricht ist, dass wir diese Verzerrungen leichter erkennen können, wenn wir wissen, wonach wir suchen müssen.
Ein wichtiger Schritt, um kognitive Verzerrungen zu erkennen, ist, skeptisch gegenüber den eigenen Gedanken zu sein und kritisch zu denken. Frage dich, ob deine Schlussfolgerungen auf Fakten oder auf Annahmen beruhen.
Eine weitere effektive Technik ist, andere Perspektiven einzubeziehen. Betrachte eine Situation aus verschiedenen Blickwinkeln und frage dich, ob es alternative Erklärungen gibt.
Du bist von einem Kollegen enttäuscht, weil er eine Aufgabe nicht erledigt hat. Nimm seine Perspektive ein und überlege, ob es Gründe für sein Verhalten gibt, die du nicht berücksichtigt hast.
Um kognitive Verzerrungen zu überwinden, ist es wichtig, objektiver und rationaler zu denken. Überprüfe die verfügbaren Beweise und überlege, ob sie wirklich mit deinen Schlussfolgerungen übereinstimmen.
Du bist davon überzeugt, dass alle Menschen in einer bestimmten Gruppe unzuverlässig sind. Überprüfe deine Vorurteile, indem du individuelle Erfahrungen und das Verhalten der gesamten Gruppe differenziert betrachtest.
Nimm dir Zeit für langsames und methodisches Reflektieren. Denke über eine Situation nach, bevor du eine endgültige Schlussfolgerung ziehst. Frage dich, ob deine Gedanken und Reaktionen auf einer gründlichen Analyse oder auf schnellen Annahmen beruhen.
Bei der Bewältigung kognitiver Verzerrungen gilt die kognitive Umstrukturierung als besonders wirksame Methode. Durch die gezielte Veränderung von Denkmustern können negative Gedanken und Emotionen dauerhaft verändert werden.
Die kognitive Umstrukturierung basiert auf der Grundannahme, dass unsere Gedanken einen direkten Einfluss auf unsere Emotionen und unser Verhalten haben. Wenn wir unsere Denkmuster verändern, können wir negative Emotionen reduzieren und gesünderes Verhalten fördern. Die kognitive Umstrukturierung ermöglicht es uns, eine realistischere Perspektive auf Situationen zu entwickeln und negative Denkmuster zu durchbrechen.
Durch die Anwendung dieser Techniken kannst du deine Fähigkeit verbessern, kognitive Verzerrungen zu erkennen und zu überwinden. Es erfordert Übung und Bewusstsein, aber mit der Zeit wirst du objektiver, rationaler und realistischer.
Bewusstseinstraining für bessere Selbstreflexion
Um langfristig kognitive Verzerrungen in den Griff zu bekommen, hilft das Training des eigenen Bewusstseins. Es geht darum, sich bewusster darüber zu werden, wie wir denken und reagieren – sowohl in Bezug auf uns selbst als auch in Bezug auf andere.
Eine Möglichkeit besteht darin, regelmäßig mentale Übungen durchzuführen, wie z. B. das Lösen von Rätseln oder Denksportaufgaben. Diese Aktivitäten fordern unser Gehirn heraus und helfen uns, neue Denkmuster zu entwickeln.
Eine weitere effektive Methode ist es, bewusst Zeit für Selbstreflexion einzuplanen. Stelle dir Fragen wie:
Warum habe ich so gedacht?
Wie hätte ich anders reagieren können?
Reflektiere vergangene Situationen und betrachte deine Gedanken, Gefühle und Handlungen aus einer distanzierten Perspektive.
Wenn wir unser Bewusstsein trainieren und bewusster werden, können wir das Status Quo, d.h. unsere bestehenden Denkmuster aktiv verändern und unsere Reaktionen auf bestimmte Situationen bewusster steuern. So können wir irrationalen Gedanken und automatischen Reaktionen entgegenwirken und stattdessen bewusste und konstruktive Entscheidungen treffen.
Beispiele für häufige kognitive Verzerrungen: Irrationale Denkfehler auf einen Blick
Um tiefer in das Thema der kognitiven Verzerrungen einzutauchen, lohnt es sich, die häufigsten Denkfehler unter die Lupe zu nehmen. Hier einige ausgewählte Beispiele:
Schwarz-Weiß-Denken
Das Schwarz-Weiß-Denken kommt sehr häufig vor. Dabei handelt es sich um die Tendenz, Situationen oder Menschen in absoluten Kategorien zu sehen, ohne Grautöne oder Nuancen zuzulassen. So könnte jemand z.B. glauben, dass man entweder erfolgreich oder ein totaler Versager ist, ohne die Möglichkeiten dazwischen zu erkennen.
Bestätigungsfehler
Wir suchen nach Informationen, die unsere bestehenden Überzeugungen bestätigen, und ignorieren oder leugnen Informationen, die diesen Überzeugungen widersprechen.
Halo-Effekt
Dieser Denkfehler tritt auf, wenn wir aufgrund einer bestimmten positiven Eigenschaft einer Person automatisch annehmen, dass sie auch in anderen Bereichen positiv ist. Bei einer attraktiven Person gehen wir wahrscheinlich davon aus, dass sie auch intelligent oder freundlich ist, ohne dies weiter zu überprüfen.
Verfügbarkeitsheuristik
Wir tendieren dazu, die Wahrscheinlichkeit oder Häufigkeit eines Ereignisses aufgrund unserer eigenen Erinnerungen oder der Verfügbarkeit von Informationen in unserem Gedächtnis zu überschätzen.
Das Erkennen und Verstehen dieser Denkfehler ist der erste Schritt zu ihrer Überwindung. Indem wir uns ihrer Existenz bewusst werden und bewusst nach alternativen Perspektiven suchen, können wir unser Denken schärfen und zu einer objektiveren Sichtweise gelangen.
Ausführliche Informationen zu den 21 häufigsten Denkfehlern mit konkreten Beispielen findest du in unserer umfassenden Liste der kognitiven Verzerrungen.
Zusammenhänge zwischen kognitiven Verzerrungen und Vorurteilen
Wie Vorurteile durch kognitive Verzerrungen entstehen
Kognitive Verzerrungen sind Denkmuster, die das menschliche Gehirn dazu verleiten, Informationen auf eine bestimmte Art und Weise zu interpretieren. Diese Muster können dazu führen, dass wir Informationen selektiv wahrnehmen oder uns nur auf bestimmte Aspekte konzentrieren. Die Folge kann sein, dass wir ein verzerrtes Bild der Realität haben und Entscheidungen treffen, die nicht objektiv sind.
Eine häufige Form der kognitiven Verzerrung, die zur Entstehung von Vorurteilen beitragen kann, ist der so genannte Anchor Effect bzw. die Verankerungsheuristik. Diese Heuristik beschreibt unsere Tendenz, uns bei der Bewertung von Informationen zu stark von einem ursprünglichen Bezugspunkt beeinflussen zu lassen. Wenn uns ein bestimmter Wert oder eine bestimmte Information präsentiert wird, neigen wir dazu, unsere Einschätzungen und Urteile daran auszurichten, auch wenn dieser Referenzpunkt möglicherweise irrelevant ist.
Die Rolle von Stereotypen bei der Entstehung von Vorurteilen
Stereotype sind vereinfachte Vorstellungen über Personengruppen oder Dinge. Sie entstehen oft aufgrund von Erfahrungen oder Erwartungen und können positiv oder negativ sein. Wenn wir Stereotype haben, neigen wir dazu, Menschen aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe zu beurteilen.
Wie Stereotype zur Entstehung von Vorurteilen beitragen, zeigt sich am Beispiel des Effekts der Selbstbestätigung. Dieser tritt auf, wenn Menschen aufgrund von Stereotypen bestimmte Erwartungen an andere Menschen haben und dann deren Verhalten so interpretieren, dass es diese Erwartungen bestätigt. Wenn also das Vorurteil besteht, dass Menschen aus einer bestimmten ethnischen Gruppe aggressiv sind, kann das Verhalten dieser Gruppe als aggressiv interpretiert werden, auch wenn es objektiv betrachtet neutral oder positiv ist.
Ein letztes Wort
Kognitive Verzerrungen können unser Denken, Fühlen und Verhalten stark beeinflussen. Diese irrationalen Denkfehler, die von A.T. Beck identifiziert wurden, können zu negativen Selbstgesprächen, niedrigem Selbstwertgefühl, Angst und Depression führen. Wenn wir diese Verzerrungen erkennen und hinterfragen, können wir unser Denken auf rationalere und positivere Gedanken umstellen. Mit etwas Übung lässt sich das Gehirn trainieren, kognitive Verzerrungen zu erkennen und zu korrigieren, was zu einer besseren psychischen Gesundheit und zu mehr Wohlbefinden führt.
Dank der Arbeit von Pionieren wie A.T. Beck oder dem Psychologen Daniel Kahneman verstehen wir besser, wie kognitive Verzerrungen funktionieren und wie sie in der Therapie angegangen werden können. Indem wir diese Erkenntnisse auf unser tägliches Leben anwenden, können wir ein besseres und ausgewogeneres Bild von uns selbst, von anderen und von der Welt um uns herum entwickeln.
Referenzen
1. Aaron T. Beck, https://beckinstitute.org/about/dr-aaron-t-beck/
2. Beck A.T. (1976). Cognitive therapies and emotional disorders.
3. Leahy RL. (2017). Cognitive therapy techniques, second edition: A practitioner’s guide. New York: Guilford Press.